10.05.2025
Lob, das wirkt. 5 Tipps, die sofort etwas verΓ€ndern
So loben Sie richtig! Stärken Sie Ihr Kind mit echtem, wirkungsvollem Lob und schaffen Sie beim Lernen durch positive Signale eine entspannte Lernumgebung.
Ein zentrales Thema in meiner täglichen Arbeit mit Familien ist das Loben – ein scheinbar einfaches, aber oft unterschätztes Werkzeug in der Erziehung.
Viele Eltern fragen mich: „Wie kann ich mein Kind wirklich stärken?“ Meine Antwort: durch bewusstes, ehrliches und wirksames Loben. In diesem Artikel zeige ich Ihnen, worauf es dabei ankommt – und wie Sie Loben so einsetzen, dass es Ihr Kind ermutigt und seine Entwicklung unterstützt.
πππ Warum Lob so wichtig ist – und warum allein intrinsische Motivation nicht reicht:
π Kinder brauchen Beziehung – Lob schafft Verbindung
Lob ist mehr als Anerkennung. Es ist ein Beziehungssignal: „Ich sehe dich. Ich nehme wahr, was du tust.“
Gerade in Momenten der Anstrengung oder beim Lernen gibt Lob Sicherheit, Orientierung und Nähe. Es ist eine Form von emotionaler Rückmeldung, die Kinder brauchen, um sich angenommen und wertgeschätzt zu fühlen.
π Lob lenkt Aufmerksamkeit auf gewünschtes Verhalten
Kinder lernen durch Rückmeldung. Wenn du bestimmtes Verhalten lobst – z.β―B. konzentriertes Arbeiten, Dranbleiben oder respektvolles Miteinander – steigt die Wahrscheinlichkeit, dass dein Kind dieses Verhalten wieder zeigt. Lob verstärkt das Positive. So entwickelst du Gewohnheiten, die langfristig das Lernen erleichtern.
π Intrinsische Motivation ist wunderbar – aber nicht zuverlässig genug
Es klingt verlockend: „Kinder sollen aus sich heraus motiviert sein.“
Leider sieht die Realität anders aus. Kein Mensch – auch kein Kind – ist immer intrinsisch motiviert. Schon gar nicht bei Aufgaben, die langweilig, schwer oder wenig sinnvoll erscheinen (beispielsweise Einmaleins üben, Vokabeln lernen, still sitzen).
Gerade bei ungeliebten Tätigkeiten braucht es von außen Struktur, Halt und positive Verstärkung – und genau hier kommt Lob ins Spiel.
Denn:
β Motivation entsteht durch Erfolgserlebnisse β
β Erfolgserlebnisse entstehen durch Tun β
β Tun entsteht durch Begleitung – und Rückmeldung β
Ohne diese äußere Begleitung bleibt „intrinsische Motivation“ oft eine schöne Idee – aber nicht tragfähig im Alltag.
Lob ist kein Widerspruch zur Selbstständigkeit – im Gegenteil
Wenn Lob gezielt, ehrlich und auf günstiges Verhalten bezogen eingesetzt wird, fördert es Selbstwirksamkeit:
„Ich habe das geschafft – und es wurde gesehen!“
Kinder lernen, dass ihr Einsatz zählt. Und das stärkt das Selbstvertrauen – die Grundlage jeder echten Eigenmotivation.
Zusammengefasst:
β Lob ist kein „Zuckerbrot“, es ist ein wertvolles Entwicklungswerkzeug.
Es hilft Kindern, sich sicher zu orientieren, positives Verhalten zu festigen und an sich selbst zu glauben – besonders in Momenten, in denen ihre innere Motivation noch nicht trägt.
β Und genau das ist unsere Aufgabe als Eltern und Lernbegleiter:
Beziehung anbieten, Erfolge sichtbar machen – und so die Motivation Stück für Stück von außen nach innen wachsen lassen.
πππ 5 Tipps für wirksames Loben: πππ
π 1. Mehr Lob tut gut – und wirkt
Viele Eltern zögern mit Lob, weil sie ihr Kind nicht „über den grünen Klee“ loben wollen. Fakt ist: Kinder brauchen unsere positive Rückmeldung, um sich sicher, gesehen und angenommen zu fühlen. Loben Sie ruhig häufiger und viel deutlicher. Gerade im turbulenten Familienalltag mit Schule und Hausaufgaben fallen die wirklich wichtigen Erfolge oft unter den Tisch.
Dabei macht es einen großen Unterschied, ob ein Kind hört:
„Ich sehe, wie konzentriert du gerade arbeitest – toll!“
oder
„Du hast dich richtig angestrengt, auch wenn es schwer war – ich bin stolz auf dich.“
π 2. Nicht nur Ergebnisse loben – sondern Verhalten
Lob muss sich nicht nur auf perfekte Ergebnisse oder Fehlerfreiheit beziehen. Im Gegenteil: Besonders wertvoll ist es, den Weg dorthin zu würdigen.
Was Sie loben können:
- wenn Ihr Kind sich anstrengt
- wenn es ruhig und fokussiert bleibt
- wenn es Frustration aushält
- wenn es hilft oder mitdenkt
So lernt Ihr Kind: „Ich werde gesehen – nicht nur, wenn alles perfekt ist, sondern wenn ich mein Bestes gebe.“
π 3. Timing ist alles: Lob im richtigen Moment
Wirkungsvolles Lob kommt genau dann, wenn Ihr Kind das erwünschte Verhalten zeigt. Nicht erst am Abend, nicht beiläufig – sondern im Moment selbst.
Denn Kinder brauchen unmittelbares Feedback, um die Verbindung zu verstehen: „Aha, das war jetzt gut – so soll ich das machen!“
Beispiel:
Wenn dein Kind sich gerade still an den Tisch setzt, sag sofort:
„Super, wie du dich da jetzt einfach hingesetzt hast – klasse!“
π 4. Lob ist mehr als Worte – es ist Beziehung
Ein Lob soll ehrlich und authentisch sein. Ein positives Signal kann nicht nur durch ein lobendes Wort beim Kind ankommen, sondern auch über:
- verbindenden Blickkontakt
- ein freundliches Lächeln
- eine warme, freundliche Stimme
- zugewandte Körperhaltung
So entsteht eine Verbindung – Ihr Kind fühlt, dass Sie es ernst meinen. Es spürt: „Ich bin wichtig – Mama oder Papa meint mich.“
π 5. Achtung: Keine positiven Signale für unerwünschtes Verhalten
Genauso wichtig wie richtiges Loben ist es, bei „Quatsch machen“ klare Grenzen zu setzen – auch nonverbal.
Das bedeutet: Kein Lächeln, kein Kichern, kein Lob, wenn Ihr Kind gerade das Lernen vermeidet, es stört, provoziert oder aus der Rolle fällt. Positive Aufmerksamkeit ist Verstärkung – achten Sie also darauf, dass sie nur dann kommt, wenn Ihr Kind das Verhalten zeigt, das Sie sich wünschen.
πππ Loben Sie mit Herz und Verstand πππ
Richtiges Loben ist keine Technik, sondern eine Haltung: Sehen Sie Ihr Kind in seinem Bemühen, würdigen Sie seine Schritte und zeigen Sie Ihm: „Ich glaube an dich.“
Ich weiß, wie anspruchsvoll der Familienalltag ist – und wie schnell man im Stress vergisst, das Positive zu sehen. Aber ich kann aus Erfahrung versprechen: Schon kleine Veränderungen im Umgang mit Lob können eine große Wirkung haben.
Text und Bild: Andrea Ertl